Malerei und Relief - Hans Schenck

Hans Schenck, genannt Scheutzlich
(um 1500 - vor 1572)
Bild des Danziger Geistlichen Tiedemann Giese, um 1525/30
Holz, 97 x 61 cm
Potsdam, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Jagdschloss Grunewald

Dieses ungewöhnlich große Relief stellt einen Mann mittleren Alters ohne Zeichen von Standeszugehörigkeit oder Beruf dar. In den Händen hält er einen Totenschädel. Das kantige Kinn und die zusammengepressten Lippen geben dem Gesicht den Ausdruck von Entschlossenheit und geistiger Überlegenheit.
Wie ein Fensterrahmen fassen Pfeiler am Bildrand die Figur ein. Sie leiten über zu einem verfallenen Gebäude in perspektivischer Darstellung, durch welches der Blick auf dahinter liegende Häuser fällt. Aus Ritzen und Bruchstellen im Gemäuer sprießen Pflanzen. Verfall und Totenschädel verweisen auf die Vergänglichkeit alles Irdischen - und bei genauem Hinschauen findet man auch noch weitere Indizien. Am rechten Bildrand sieht man auf einem Balkon einen nackten Knaben Hand in Hand mit einem alten Greis. Zusammen mit dem Portraitierten könnten sie auf die drei Lebensalter hinweisen. Was danach kommt, sieht man hinter einem Pfeiler unterhalb des Balkons: das Gerippe des Todes mit einer Steinschleuder.
Obwohl sich Hans Schenk in diesem Relief malerischer Mittel, vor allem der perspektivischen Verkürzung bedient, nutzt er auch die Möglichkeiten der Plastik, um die Aussage des Werkes zu unterstreichen. Die in Holz geschnitzte verfallende Ruine vermittelt den Eindruck, als würde nicht nur der dargestellte Stein, sondern das Holz selbst und damit das Relief verfallen. Das Relief macht damit allein in seiner materiellen Anwesenheit den Gedanken der Vergänglichkeit greifbar.

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