HOME

    
        
        
 
   
     
     
     
   
    
    
    
    
    
    
    

 

Die Italiener hingegen finden lächerlich, daß man ein Gemälde über die Werke der Bolognesischen Schule, und
selbst über Raphael bis zu den Antiken erheben will, worin erstlich, (nach ihnen) wider die ersten Regeln der Komposition gesündiget sey; indem die drey Brüder in einer Linie stehen, und der Mittelgrund, mit der Figur des
Vaters allein, zwischen den zwey Gruppen zu leer bleibe; worin zweytens, die Zeichnung eine Karrikatur sey; drittens, der Ausdruck des ganzen nicht harmoniere, weil die Weiber zu schlafen scheinen, anstatt ihren Schmerz auszudrücken, indem die Männer schwören. Viertens sind ihnen die Gesichtsbildungen des Vaters, und der Weiber zu ungefällig und gemein. Fünftens, sagen sie, ist die Drapperie von Zinn und gefärbtem Leder, anstatt von Wolle und Leinwand. Sechstens, soll der Künstler für das Kolorit gar kein Gefühl haben, indem das Fleisch eintönig, die Schatten schwarz, die Weiber so wie die Männer braungelb gefärbt seyn, kurz der Mahler in allem diesem die Wahrheit und das Gefällige dem blossen Bestreben, Effekt zu machen, aufgeopfert habe. Siebentens sollen die Säbel, andere Kleidungsstücke, die Architektur wieder das Costum, und die Art zu schwören in des Vaters Hause der Geschichte entgegen seyn. (...)

[David] ist nicht blos mechanischer Künstler, der nur durch Farbe, Effekt, und ein gewisses Gefällige des Helldunkels reizt. Er mahlt die Seele, er stellt die Menschen in ihren feyerlichsten Handlungen und Leidenschaften mit Würde und Geist dar. Alles ist dem Verstande deutlich, die Täuschung nimmt ihren Anfang, und entreißt dem Herzen die Empfindung mit Gewalt. Hier ist David nicht allein Mahler, sondern Dichter, Menschenkenner, Philosoph. (...)

<< Seite 4/7 >>