Indessen erhielt Hr. D. doch den Auftrag einer ansehnlichen
Arbeit für den König. Überzeugt, daß
Rom die wahre Quelle der Begeisterung, und der einzige
Ort für den ächten Künstler ist, kam
er verflossenen Herbst mit seiner jungen Frau nach Rom
zurück, um die Skizze von den Drey Horaziern, die
er schon vor sieben Jahren entworfen haben soll, auszuführen.
Nach Verlauf von drey Vierteljahren stehet nun das Werk
vollendet da. Es stellet die drey Horazier in dem Momente
dar, wo sie schwören, entweder zu überwinden
oder zu sterben. Die Figuren sind in Lebensgröße.
(...)
Die ganze Anordnung des Bildes ist meisterhaft; nichts
ist zu viel; nichts mit Haaren herbeygezogen weder in
den Haupt- noch Nebensachen: alles was da ist, gehört
zur Sache, und trägt zur Wirkung des Ganzen bey.
Natürlicher Weise wird hierdurch der Ausdruck sehr
erhöht, welcher ohne Zweifel den wesentlichsten
Theil von diesem Bilde ausmacht. Der Stand der Männer,
die Bewegung ihrer Arme und Beine, ihre Gesichter voll
martialischen Mutes und der uns erschrockensten Entschlossenheit,
lassen den Zuschauer fühlen, daß dieß
Römer sind. Man sieht sich plötzlich in die
erste Jugend Roms versezt, und sieht, daß die
Abkömmlinge von solchen Kriegern Beherrscher der
Welt werden müssen.
Der Vater, in einer Hand die Schwerdter, die andere
in die Höhe haltend, mit gen Himmel gehefteten
Augen, drückt so ganz die schauerlichgroße
Gesinnung des qu'il mourut, von Corneille aus! (...)
Die Augen wandeln von diesem Trupp der Männer zu
den Weibern, und der Zuschauer fühlt in sich kämpfende
Empfindungen des entsetzlichen Kontrastes zwischen dem
heroischangenehmen der leidenden Jugend, und der unvermeidlichen
Trostlosigkeit; welche leztere Empfindung ganz unangenehm
und schmerzhaft werden müsste, wenn der Zuschauer
sich nicht zur rechten Zeit erinnerte, daß er
nur ein Bild vor sich hat. Er fängt jezt an, die
Meisterhand zu bewundern, die ihn in diese Mischung
streitender Empfindungen zu versetzen im Stande war.
In den Männern zeigt sich Entschlossenheit, Muth,
Stärke, Ehrfurcht vor den Göttern, Liebe der
Freyheit und des Vaterlandes; in den Weibern niedergeschlagene
Trostlosigkeit, schwaches und gefühlloses Hinsinken,
Zärtlichkeit für den Gatten, den Bräutigam,
die Kinder, die Brüder; spielende Unschuld und
Unwissenheit in den Kindern. (...)
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