|
Entwicklungsgeschichtlich
ist der Innenhof des Palastes, der nur partiell ausgeführt
wurde, von größter Bedeutung. Mit der Größe
eines ganzen Platzes sollte er die engen Höfe der
Florentiner Renaissance übertreffen und an die
großen Portikusanlagen der Antike anknüpfen.
Der doppelstöckige Arkadengang ist nun nicht mehr
als luftige Säulenarkatur angelegt, sondern mit
dem gewichtigen Tabulariummotiv gestaltet, der viel
festeren Verbindung von Pfeilerarkade und vorgelegter
Säulenordnung.
Der Bauherr bezieht sich darin
ostentativ auf prominente Bauten der römischen
Antike wie dem nicht weit entfernten Kolosseum
und dem noch näher gelegenen Marcellus-Theater,
wobei der Architekt die übernommenen Formen aber
neu gewichtete.
Am Kolosseum gemessen, sind die Arkaden gestreckt und
schlanker geworden. Während in dem weit vorkragenden
Gebälk des Kolosseums die Horizontale dominiert,
stellen die Gebälkverkröpfungen
des Hofes die Vertikale der Säulen und deren Superposition
stärker heraus. Insgesamt ist der Ton beim Palazzo
Venezia leichter als bei den antiken Vorbildern, er
liegt eher auf den Gliedern der Architektur als auf
ihrer kompakten Masse - eindeutige stilistische Charakteristika
der Frührenaissance.
|