
Marten Jozef Geeraerts
Die Schönen Künste, vor 1765
Öl/Lwd, 75 x 94 cm
Antwerpen, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten
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Eine Meisterleistung der Augentäuschung
hat der Antwerpener Maler Marten Jozef Geeraerts (1707-1791)
mit diesem Werk vollbracht. Erst das ganz nahe Herantreten
beweist, dass es sich bei dem Werk nicht um ein Relief, sondern
um ein zweidimensionales Gemälde handelt. Erreicht wurde
diese Illusion mit der sogenannten Grisaille-Technik: die
Formen sind in nur einem Farbton gemalt, der durch Abtönung
und Aufhellung variiert. Damit wird der Stein mit seinen Reflexen
und den Schatten der vermeintlichen plastischen Reliefelemente
täuschend echt nachgeahmt.
Die dargestellten Figuren sind zudem von verschiedensten Seiten
und in unterschiedlichen Stellungen und Körperhaltungen
zu sehen, ein Beweis für die Vielfalt der Ansichten,
die der Maler in einem Bild zu liefern fähig ist. Gezeigt
wird eine Allegorie
der bildenden Künste. Fünf Putti personifizieren
Bildhauerei (mit einer Büste) Malerei (mit Pinsel und
Palette), Sehsinn (links, mit Spiegel und Augenkette), das
künstlerische Ingenium
(durch das Blitzbündel des Göttervaters symbolisiert)
und den ewigen Ruhm (durch die sich in den Schwanz beißende
Schlange). Auch die Architektur ist präsent, symbolisiert
durch Zirkel, Winkelmaß und Bleilot im Vordergrund.
So betont der Künstler den Wert seiner Tätigkeit
gleich dreifach: durch perfekte Mimesis,
Variantenreichtum und durch die allegorische Darstellung seines
Metiers. [KK]
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