
Hendrick Goltzius (1558-1617)
Merkur, 1611,
Öl auf Leinwand 214 x 120 cm
Haarlem, Frans Halsmuseum
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Der Haarlemer Maler Hendrick Goltzius (1558-1617) stellt
Merkur im Vordergrund auf seinem roten Mantel sitzend dar.
Er trägt den Flügelhut und hält in seiner Rechten
den Kaduceus (Schlangenstab), der Assoziationen an einen Malstock
erweckt, in seiner Linken Pinsel und Palette. Sein Blick wendet
sich demonstrativ von dem Geschehnis im Hintergrund ab - dort
zetert linkerhand eine schlangenzüngige Frau mit einer
Elster in der einen und einer Klapper in der anderen Hand.
Nach Cesare Ripas "Iconologia"
kann sie als Personifikation der üblen Nachrede gedeutet
werden. Sie ist ein "Gegenbild im Bild" zu Merkur
und vor allem ein menschlicher Gegenentwurf, der Merkurs göttliche
Fähigkeiten kontrastiert.
Auf die Probleme der Künstler, die sich der üblen
Nachrede erwehren müssen, verweist auch die Zeichnung,
die zu Füßen des Gottes liegt. Sie scheint die
"Verleumdung des Apelles" darzustellen, ein Bild
das Apelles selbst gemalt haben soll, um sich gegen Verleumdungen
von Künstlerkollegen zu wehren. Merkur, Vertreter der
positiven Eloquenz und Vermittler zwischen Menschen und Göttern
schlüpft in diesem Bild als Schutzpatron selbst in die
Rolle des Künstlers. Goltzius erhob den Patron zum Kollegen
und unterstrich damit gleichzeitig den Anspruch der Bildenden
Künste, ihre schöpferische Tätigkeit als göttliche
zu würdigen. [PS]
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