
Jan
van Kessel d.Ä. (1626 - 1679)
Kunstkammer mit Venus bei der Toilette, 1679
Öl/Lw., 64,6 x 93,8 cm
Paris, Galerie d'Art St. Honoré
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Die
von dem ebenfalls aus Antwerpen stammenden Jan van Kessel (1626-1679)
dargestellte Szene macht deutlich, dass viele Sammlungen der
frühen Neuzeit nicht als reine Kunstsammlungen in unserem
heutigen Sinne, sondern als Kunst- und Wunderkammern konzipiert
waren. Neben Bildern und Skulpturen fand man hier seltene Muscheln,
kostbares Geschirr, innovative technische Geräte und sogar
exotische Tiere. Gleichzeitig haben viele der Gegenstände
im Bild symbolische Bedeutung und thematisieren Bereiche der
optischen Wahrnehmung. Ein Gemälde zeigt eine Blindenheilung,
durch die Arkaden hat man Ausblick auf die Landschaft. Venus
als Innbild der Schönheit betrachtet sich in einem Spiegel.
Globus, Fernrohr, Brille und andere optische Geräte dienen
der Wahrnehmung und Erforschung unserer Umwelt. Der Glanz und
Prunk von Edelmetall und Farben kann jedoch auch auf die Gefahr
hinweisen, oberflächlichen Reizen zu verfallen. Dies verdeutlicht
der Affe im Vordergrund, der Dinge zwar sehen und "nachäffen"
kann, aber nicht wirklich versteht. Dennoch ist die detail-
und kontrastreiche, farbenfrohe Darstellung der Sammlung ein
Augenschmaus. Sammlungsschwerpunkt sind eindeutig Portraitbüsten
und Kleinbronzen. Für diese Kleinbronzen war Giambologna
berühmt und tatsächlich steht auf dem runden Tisch
der "Raub einer Sabinerin" nach Giambologna, der auch
in der Ausstellung zu sehen ist. [KK] |