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Durch
die unbegrenzten Verknüpfungsmöglichkeiten von Bildern, Filmsequenzen,
Ton und Text erscheint die CD-ROM als nahezu ideales Medium zur Darstellung
von Kunst- und Kulturgeschichte. Verschiedenste Institutionen suchen ihre
inhaltlichen, didaktischen und kommerziellen Ziele in diesem Medium zu
verwirklichen - bei keiner großen Ausstellung, keinem berühmten
Museum darf die CD-ROM im Produktkatalog der PR-Artikel fehlen.
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Layout/Screendesign | |||
Hinsichtlich
des Layouts kann man zwei prinzipielle Richtungen unterscheiden: das textbasierte
Layout (MAK, Skulptur-Projekte)
und das symbolbasierte, wobei die Symbole als abstrakte Piktogramme (Bauen
im Licht) oder Elemente aus den besprochenen Kunstwerken (Brueghel, Blauer
Reiter) konzipiert sein können. Obwohl man meinen könnte, dass das visuelle Ausgabemedium "Bildschirm" die Navigation mithilfe bildlicher Symbole geradezu herausfordert, ist meist eher das Gegenteil der Fall. Kein Bildchen kann so eindeutig eine Auswahlfunktion definieren wie ein Begriff, und die spielerischen Effekte des "digitalen Schlenderns" im Sinne des probierenden Zappens durch die Symbole führt eher zur "digitalen Frustration". Noch weiter getrieben wird das bildbasierte Layout, wenn auch die dritte Dimension einbezogen und ein "Auswahlraum" kreiert wird. Schon Steven Johnson hat jedoch gezeigt, dass derartige Räume, obwohl man auch hier zunächst das Gegenteil vermuten würden - der Navigation nicht dienlich sind, da "das Paradoxe an diesen Hyper-Metaphern war, daß sie nicht metaphorisch genug waren"(Stephen Johnson, Interface Culture, Stuttgart 1999, S. 71). Besonders deutlich wird dies an der CD "Florenz in der Renaissance", die die auszuwählenden Themen und Gegenstände auf Plätzen und in fiktiven Räumen anbietet, was einen Zusammenhang vorgaukelt, der nicht den zu vermittelnden Tatsachen entspricht. ![]() |
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Benutzerführung | |||
Kann
man vorraussetzen, dass der potentielle Käufer/Nutzer einer CD-Rom
sich mit den grundlegenden Navigationsfunktionen zurechtfindet, oder erfordern
diese eine Erläuterung? Braucht eine CD eine motivierende Einführung
in das Thema, oder sollen möglichst zahlreiche Informationen geboten
werden, aus denen der Nutzer selbst auswählen kann bzw. in denen er
sich selbst zurechtfinden muß? Grundsätzlich kann man hinsichtlich der Struktur von CD-Roms unterscheiden zwischen solchen Anwendungen, die die Vernetzungsmöglichkeiten primär im Sinne einer Baumstruktur mit immer weiteren, möglichen Verzweigungen nutzen, aber in den tieferen Schichten nicht untereinander vernetzt sind, und solchen, die ein wirkliches Netz von Beziehungen aufbauen, d. h. zahlreiche Verknüpfungen und Sprünge von einem Bereich zum nächsten zulassen. Besonders stark ausgeprägt war dies in unserem Fall bei zwei CD's, die rein in HTML programmiert wurden (Skulptur-Projekte, Kunst der 60er). Was die konkrete Unterstützung des Nutzers angeht, bieten einige Produktionen aufwändige Hilfsangebote im Booklet, über einen Hilfe-Button oder in einer allgemeinen Einführung während andere den Anspruch haben, selbsterklärend zu sein. Viele CD's bieten derart viele Verzweigungen, dass es für den Nutzer schwierig ist, zu wissen, wo er sich gerade befindet und ob er bereits alle möglichen Informationen abgerufen hat. Eine meist sehr hilfreiche Sitemap oder ein Index ist längst nicht immer gegeben. Eine der hier betrachteten CD's protokolliert sogar den Weg des Nutzers - wem dies aber einen Mehrwert bringen soll, bleibt ungewiss.... ![]() |
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Intermedialität / Interaktivität | |||
Einige
CDs beschränken sich auf eine einfache Kombination aus Bild und Text,
andere nehmen Ton hinzu - sei es als gesprochene Texte oder untermalende
Musik. Andere CD's binden auch Filmsequenzen ein: historische Dokumente
(Berlin Connection) oder eigens für die CD produzierte Filme. Wieder
andere bieten die Möglichkeit, sich in dreidimensionalen Umgebungen
mehr oder weniger frei zu bewegen sei es als Rundgang durch ein Museum (Uffizien),
oder zur Verdeutlichung architektonischer Strukturen. All diese Medien können
einfach "nebeneinanderstehen" oder als Abläufe inszeniert
sein - z. B. eine Art Diashow während eine einführende Tonsequenz
läuft, oder ein vertonter Film, den der Nutzer selbst vor- und zurückspulen
kann. Zudem kann der angezeigte Text auf die Aktionen, die der Betrachter
am Bild durchführt, reagieren (bei der Vergrößerung eines
bestimmten Abschnitts wird der zugehörige Text gezeigt). Auf der Vienna-Walk
CD gibt es sogar die Möglichkeit, innerhalb eines laufenden Films Links
anzuklicken. DieAktionsmöglichkeit des Nutzers besteht bei vielen CDs lediglich in der Navigationsfunktion d. h. der Auswahl zwischen verschiedenen Kapiteln, der Möglichkeit des Vor- und Zurückspringens und des Bewegens durch dreidimensionale Räume mit der Maus. Einige Produktionen hingegen erlauben dem Benutzer eine spielerische Auseinandersetzung und Veränderung einzelner Kunstwerke (Brueghel, Petrus Christus), eine direkte Mensch zu Mensch Kommunikation über das Internet (Vienna Walk), oder geben die Möglichkeit, das erworbene Wissen zu testen (Kunst der 60er). In den beiden betrachteten Computerspielen wird ein Mitdenken und Probieren gefordert, um an sein Ziel zu gelangen (Versailles, Berlin Connection). ![]() |
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© Institut für Kunstgeschichte der LMU München, 9/2001 |