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Goethe, Grabmal des Theron, 1787


Deutsche Malerei 1789-1800

Goethe kam 1788 als ein Gewandelter und Gereifter aus Italien nach Weimar zurück, wo er seit 1775 als Minister in den Diensten des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar stand. Hatte er zuvor Erwin von Steinbach, den Architekten der Westfassade des Straßburger Münsters, als Ahnherrn des Genies gefeiert und brachte er selbst genialische Dichtungen hervor, so war diese Einstellung nun der Vorstellung gewichen, daß der Künstler im Kunstwerk etwas Gesetzliches zu erfassen habe.
Veranlaßt durch die Suche nach Gesetzmäßigkeit war Goethe bestrebt, über die Position Karl Philipp Moritz' hinauszukommen, hatte dieser doch gerade die konkrete Ausgestaltung des Idealen nicht weiter bestimmt. Bei Moritz ging die Kunst in ideal gedachter Schönheit auf - Goethe suchte nun nach Wegen, wie das Ideale konkret ausgestaltet sein sollte, und wie die Kunst die Idealität auch tatsächlich erreichen könnte.
Die kunsttheoretischen Texte, zumeist Zeitschriftenaufsätze, die in den Jahren nach der Italienischen Reise entstanden, zeugen von

diesem Bestreben. Goethe legte in ihnen nicht nur vor sich selbst Rechenschaft ab, er verstand sich vielmehr als Deuter der Aufgaben, welche die Kunst erfüllen sollte. Damit wollte er anderen Künstlern Orientierung bieten, und das in einem Moment, in dem nach Goethes Auffassung die Kunst auf Abwege zu geraten drohte.
Nicht allein, daß sich die Kunstentwicklung in Deutschland bis dato als heterogen darstellte. In der Historienmalerei besaß nach wie vor die Wirkungsästhetik der Aufklärung Gültigkeit, parallel dazu hatte noch die sentimentale Bildwelt des Rokoko weiter Bestand. Die Landschaftsmalerei begnügte sich mit alten, aus der holländischen Kunst stammenden Kompositionsschemata oder mit Veduten, die einen gegebenen Naturausschnitt mit dokumentarischer Treue protokollierten. Idealen Forderungen genügte sie nicht. Was Goethe jedoch am meisten zur Erkenntnis brachte, geradezu jetzt handeln zu müssen, war jedoch die am Ende des Jahrhunderts im Entstehen begriffene Romantik, die alles das negierte, was Goethe an Wertvorstellungen besaß.

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