Rokoko
Auch das Rokoko ist für die Architektur
kein unproblematischer Stilbegriff. Das Rokoko ist genau genommen
ein Dekorationsstil, den die französische Kunst um 1730 entwickelt
hat. Von einer Rokokoarchitektur sollte man nur dann sprechen, wenn
das Ornament tatsächlich beginnt, die Grundformen der neuzeitlichen
Architektur zu durchsetzen.
So verhält es sich in der Wallfahrtskirche
zum gegeißelten Heiland in der Wies (Dominikus Zimmermann,
1745-54): im Hauptraum werden die Arkadenbögen und die Fensterwände
ornamental überformt, und die Säulen des doppelstöckigen
Wallfahrtschores tragen nicht etwa Bögen, sondern eigengesetzlich
geformte Rocaille-Kartuschen.
Abwegig wäre es dagegen, die gleichzeitige,
aber systematisch und rational durchdachte Architektur eines Balthasar
Neumann dem Rokoko zuzurechnen. In der Abteikirche Neresheim (Baubeginn
1750) behauptet sich der Spätbarock ungebrochen gegen das Rokoko
wie gegen den beginnenden Klassizismus, der erst in der Ausstattung
der Kirche im Zopfstil anklingt.
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