Vielansichtigkeit - Giambologna

florentinisch, nach Giambologna (1529-1608)
Raub der Sabinerin, 2. Hälfte 17. Jh.,
Bronze, Höhe 61,5 cm,
Dresden, Staatliche Kunstsammlungen

"Die größte Kunst von allen Künsten ist die Skulptur, sie ist siebenmal größer als die Malerei, denn eine Statue muß acht Ansichten bieten, die alle dieselbe Qualität haben sollten."

Diese Forderung des Bildhauers Benvenuto Cellini erfüllt ein italienischer Künstler des 16. Jahrhunderts mit besonderer Bravour: Giambologna. Sein Raub der Sabinerin gilt als Paradebeispiel für die figura serpentinata. Der Künstler entwickelt hier einen neuen Ansatz für die dreidimensionale Figur, die Darstellung dreier dynamisch bewegter (nicht ruhender!) Körper: über einen geduckten älteren Mann erhebt sich ein athletischer Jüngling, der eine sich windende Schönheit hochhebt. Wenn man das Werk umrundet, verleihen die Verschlingungen der Körper, und der fließende Übergang zwischen den verschiedenen Blickpunkten die Illusion einer dramatischen Handlung.
Giambologna entwarf seine monumentalen Marmorskulpturen nicht anhand von Zeichnungen, sondern bereits in dreidimensionaler Form, als kleine, skizzenartige Wachsmodelle (bozzetti). Nach den Monumentalskulpturen wurden wiederum bronzene Kleinplastiken geschaffen, begehrte Sammlerobjekte, die Giambologna europaweiten Ruhm bescherten. [SG]

 

 

 

 

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