Stilleben - Samuel van Hoogstraeten

 

Samuel van Hoogstraeten (1627-1678)
Steckbrett, um 1666-1678
Öl/Lw., 63 x 79 cm
Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle

 

Durch extrem wirklichkeitsgetreue, dreidimensional wirkende Darstellung versucht die Malerei die Bildhauerei zu übertreffen.
Es handelt sich um ein trompe l´oeil. Alle Gattungen der niederländischen Malerei wurden von der Freude an illusionistischer Täuschung und am Wettstreit mit der Natur geprägt. Die niederländischen Maler nahmen einen Wettstreit zwischen den beiden antiken Malern Zeuxis und Parrhasios auf, die sich gegenseitig in ihrer Fähigkeit, täuschend echt zu malen, zu übertreffen suchten. Zeuxis malte die Weintrauben so echt, dass die Vögel sie anpicken wollten, doch er musste erkennen, dass Parrhasios ihn noch übertraf, als er einen Vorhang vor dessen Bild wegziehen wollte, der sich als gemalt erwies. Solche gemalten, teilweise zurückgezogenen Vorhänge findet man häufig auf holländischen Stillleben: Türen, Fenster und Schränke sind scheinbar geöffnet und Nägel ragen aus der Wand, an den Sachen aufgehängt sind. Hoogstraeten, Schüler Rembrandts, fand ebenfalls Vergnügen am trompe-l`oeil und brachte es darin zu anerkannter Meisterschaft. Er schätzte diese Art von Bildern jedoch nur als Spielerei ein, während die eigentliche Aufgabe der Malerei in Historienbildern liege. Allerdings brachte er es mit seinen trompe-l`oeils zu hohem Ansehen; vom habsburgischen Kaiser hat er für ein gelungenes Täuschungsmanöver eine Ehrenmedaille verliehen bekommen, die hier abgebildet ist. Sein Werk "Steckbrett" steckt voller Anspielungen auf seine Biografie und seine Arbeit und ist auch eine Art Selbstdarstellung seiner umfassenden Bildung als Maler, worauf die Brille als Symbol des Gesichtssinns verweist, und als Schriftsteller, was durch Schreibutensilien und zwei von ihm verfaßte Dramen aufgezeigt wird, während Kämme auf das Ordnen der Gedankern anspielen. Mit der goldenen Ehrenkette des Kaisers und einem Lobgedicht preist er seine Fähigkeiten unverblümt an.
[CG]

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