Pietro Francesco Alberti (1584-1638)
Malerakademie, Anfang 17. Jahrhundert
Kupferstich, 40,5 x 53 cm
Amsterdam, Rijksprentenkabinet
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Der
in der Inschrift als "Academia di Pitorj", Malerakademie
bezeichnete Kupferstich Pietro Francesco Albertis (1584-1638)
zeigt einen hellen, großen Raum in dem sich Künstler
und Wissenschaftler in einzelnen Gruppen versammelt verschiedensten
Tätigkeiten widmen. Im Gegensatz zu Musis Darstellung von
Bandinellis Akademie geschieht das Studium hier bei Tageslicht.
Auch hier sieht man jedoch nicht die praktische Arbeit der Malerei,
sondern in dem Raum sind die verschiedensten Hilfwissenschaften
der Kunst vereint: Anatomie, Konstruktion und Messung.
Links beschäftigt sich eine Gruppe mit der Darstellung
von Augen, dahinter wird ein Bein gezeichnet. Daneben vermisst
ein junger Mann eine perspektivische Architekturzeichnung, ein
älterer schaut ihm dabei zu. Auf dem Boden wird mit Hilfe
von Zirkeln die geometrische Konstruktion geübt. Im rechten
Bilddteil geht es wieder mehr um die Darstellung des Menschen:
Drei Personen zeichnen nach einem Skelett, zwei Jünglinge
üben die Proportion an Statuetten. Im rechten Eck wird
eine Leiche seziert, was so nicht dem reellen Akademieleben
entspricht: Sektionen waren zwar seit dem 16. Jahrhundert Unterrichtsgegenstand
der akademischen Künstlerausbildung, doch fanden diese
nie im Atelier statt, sondern in Spitälern.
Dies zeigt, dass es Albertis Stich weniger um die Wiedergabe
der Atelierwirklichkeit geht, sondern er vielmehr ein Programm
darstellt, das den forschenden, theoretischen Anspruch der Künstler
unterstreicht. |