Die vier Ecken des Hauptraums werden durch rechtwinklig gebrochene Gebilde betont. Sie bestehen aus zwei aneinandergefügten Pilasterhälften und sind jeweils als ein 'geknickter' Pilaster zu verstehen, der sowohl der einen als auch der anderen Wand zuzurechnen ist.

Das ist einfach und systematisch gedacht, erforderte aber eine Eigenmächtigkeit gegenüber den antiken Vorbildern der Pilasterordnung. Pilaster der Antike, wie etwa im römischen Pantheon, weisen im Regelfall eine Breite von sieben Kanneluren auf.

Bei den Pilastern am Choreingang der alten Sakristei und auch sonst bei Brunelleschi sind es aber nur sechs Kanneluren. Der Grund für diese Eigenmächtigkeit liegt auf der Hand: mit Rücksicht auf die geknickten Pilaster in den Ecken mußte Brunelleschi eine gerade Zahl wählen. Der geknickte Pilaster hat daher zwei mal drei Kanneluren.
 
 
 
  Florenz
Alte Sakristei an San Lorenzo
Pilastestellung in den Ecken des Hauptraums
1421-1429