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Die
Sache mit den fliegenden rosa Kugeln!
rezensiert
von Isabelle Mayr |
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Beschreibung | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Auf
der dreisprachigen CD-Rom (deutsch, englisch, französisch) wird Bruegels
Gemälde in elf Unterpunkten besprochen. Die Unterpunkte Beschreibung
und Analyse enthalten allgemeine Informationen über das Bild
- einmal als akustische Einführung, einmal durch kurze, eingeblendete
Texte. Aufbau, Komposition und Farbigkeit des Werkes werden unter den Punkten
Bühne, Richtungen und Farbe behandelt. Die insgesamt 119 Sprichwörter kann man sich entweder unter dem Unterpunkt Ausschnitte auf niederländisch vorlesen lassen oder unter dem Punkt Karte als deutschen Text selbst lesen. Ergänzt wird das Angebot der CD-ROM durch kurze Informationen zu Künstler und kulturellem Umfeld, durch eine vergrößerte Detailansicht und eine Animation des dargestellten Geschehens (s. u.). ![]() |
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Layout | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Im
Prinzip ist das Layout klar und übersichtlich, doch weist es einige
inhaltliche Mängel auf: Auf der Übersichtsseite ist z. B. in der
Mitte das Werk abgebildet, allerdings fehlt das bildbestimmende Personal.
Es ist völlig unverständlich, warum das Bild nicht in seiner eigentlichen
Form gezeigt wird, zumal es sich bei dieser Seite nicht um eine Kompositionsanalyse,
sondern um die Übersichts-, bzw. Startseite handelt. Um das Bild werden die elf Unterpunkte in Form von Symbolen repräsentiert. Letztere sind Details aus dem Werk, die wohl in einem gewissen Zusammenhang mit den Teilgebieten stehen sollen, dieser Zusammenhang leuchtet jedoch nur bei manchen Symbolen ein (z.B. die Schere für Ausschnitte). ![]() |
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Benutzerführung | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eine
Benutzerführung ist im Grunde genommen überhaupt nicht gegeben.
Auf der Übersichtsseite stehen die Symbole gleichwertig nebeneinander
- dabei wäre es wichtig, den Benutzer zunächst in die Thematik
des Bildes einzuführen und ihm dann die einzelnen Sprichwörter
zu erklären. Stattdessen bleibt er auf sich gestellt und klickt sich
ungelenkt' durch die Teilbereiche. Lediglich die stets links oben
eingeblendete allgemeine Menüleiste bietet den schnellen Zugang zur
Übersicht, Sprachwahl und zum Beenden des Programms sowie eine Hilfe-Seite,
die allerdings auf die Erklärung der grundlegenden Menü- und Mausfunktionen
beschränkt ist.![]() |
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Intermedialität / Interaktivität | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die
gesamte CD ist auf den forschenden Geist des Benutzers hin angelegt, der
auf der Reproduktion des Gemäldes Details anklicken kann um Erklärungen
zu erhalten, Bildelemente und Farben ein- und ausblenden und durch Mausklick
Animationen starten kann. Es werden somit zwar zahlreiche multimediale Möglichkeiten
(Ton, Verlinkung, Interaktivität, Animation) genutzt, doch tragen diese
nicht unbedingt zum besseren Verständnis des Werkes bei: Der Benutzer hat z.B. die Möglichkeit, sich alle Sprichwörter auf niederländisch vorlesen zu lassen, doch macht dies nur Sinn, wenn er dieser Sprache auch mächtig ist. |
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Auch
innerhalb der Seiten, auf denen man wie z. B. beim Unterpunkt Bühne
verschiedene Ebenen im Bild hin- oder wegklicken kann, ist das interaktive
Programm schnell ausgeschöpft und ohne jegliche Erklärung des
Bildaufbaus bleibt der Sinn dieser Bildverfremdungen rätselhaft. "Höhepunkt"
dieser multimedialen Pseudoanalyse (abgesehen von der Animation, die das
Kunstwerk einem Steiff-Weihnachtsschaufenster gleich in Bewegung setzt)
ist wohl der Unterpunkt Richtungen, der nicht nur erlaubt, unterschiedlichste
Elemente als vermeintlich richtungsgebende Horizontalen, Vertikalen etc.
einzublenden, sondern plötzlich rosa Kugeln durch das Bild fliegen
lässt - der Screenshot erübrigt wohl jeden weiteren Kommentar....![]() |
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Wertung | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
...nicht
unbedingt eine CD die man sich öfter anschauen muss. Nach einem Rundgang' sind bereits die meisten Punkte abgehakt, lediglich die Karte, auf der die einzelnen Sprichwörter aufgelistet sind, wird man sich mehrmals zu Gemüte führen können. Das Bild an sich wird auf dieser CD-Rom meiner Meinung nach nicht ausreichend behandelt. Stattdessen werden nette (?) Spielereien wie z. B. die Animation des Bildes eingesetzt, die zwar multimedial fortschrittlich, kunsthistorisch aber mehr als fragwürdig sind. Dem Benutzer wird viel zu oft etwas vorgesetzt, womit er eigentlich nichts anfangen kann. Es fehlen Erklärungen, die das Gezeigte begründen, ohne diese passieren auf den Seiten lediglich seltsame Dinge (z.B. bei den Richtungen) und es bleibt jedem selbst überlassen, was er damit anfängt und hineininterpretiert. Auch die einzelnen Sprichwörter hätten besser erklärt werden können. Es kann nicht erwartet werden, dass der Benutzer den Sinn und Gehalt von über vierhundert Jahre alten Sprichwörtern noch kennt. Eine kurze Erläuterung hätte gereicht um z. B. "Er fällt vom Ochsen auf den Esel" mit schlechte Geschäfte machen' zu erklären. Außerdem muss man sich die Frage stellen, ob überhaupt so mit einem Meisterwerk umgegangen werden darf. Hat man wirklich das Recht es durch Animation, Zerpflücken in einzelne Ebenen usw. kommentarlos derart zu verfremden? Um das Werk kennen und verstehen zu lernen ist der Aufsatz von Jürgen Müller in den Kunsthistorischen Arbeitsblättern 12/00 genauso gut, wenn nicht sogar besser geeignet. ![]() |
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Technische Daten | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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© Institut für Kunstgeschichte der LMU München, 9/2001 |