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Seminarbeschreibung

Die Veranstaltung "Deutsche und französische Malerei von 1780 bis 1880 im Vergleich" wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Frank Büttner und Prof. Dr. Hubertus Kohle im Rahmen des Projekts "Schule des Sehens - Neue Medien der Kunstgeschichte" entwickelt. Die "Schule des Sehens" ist eine Kooperation der Kunstgeschichtlichen Institute der Universitäten in Berlin (FU), Bern, Dresden, Hamburg, Marburg und München (LMU) sowie des Instituts für Pädagogische Psychologie der LMU München. Unter Nutzung verschiedener Konzepte entwickelten die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten Projektpartner multimediale Präsentationsformen von kunsthistorischen Lerninhalten.
Die "Deutsche und französische Malerei" ist als Seminar konzipiert, das im Internet veranstaltet wird. In über das Internet laufender Gruppenarbeit sollen Aufgaben gelöst und Ergebnisse diskutiert werden. Die Zusammenarbeit im virtuellen Raum wird die immer häufiger geforderte Medienkompetenz der Studierenden nachhaltig stärken. Technische Mindestvoraussetzungen zur Teilnahme ist die Benutzung eines Monitors mit einer Auflösung von 1024 x 768 sowie eines 56k-Modems.

Das Thema
Deutschland und Frankreich haben im 19. Jahrhundert weitgefächerte Malkulturen hervorgebracht, die sich bei aller für sich bestehenden Selbständigkeit gegenseitig auf vielfältige Weise bedingen. Während die französische Malerei Teil des nationalen kulturellen Selbstverständnisses war und von Paris auf ganz Europa ausstrahlte, so gab es in Deutschland eine ganze Reihe von künstlerischen Zentren. Das Seminar verfolgt in Hinblick auf Frankreich die Entwicklung der Bildkunst von den letzten Jahren des Ancien régime bis zum Ende der staatlichen Salonära im Jahr 1880, wobei es in Schritten von zehn bis 15 Jahren vorgeht, die den politischen Epochen des 19. Jahrhunderts entsprechen. Damit wird ein Bogen gespannt, der grosso modo von der neoklassizistischen Malerei über die Strömungen der Romantik, der Schule von Barbizon und des Realismus zum Impressionismus führt. David, Ingres, Géricault, Delacroix, Delaroche, Courbet und Manet werden monographische Kapitel gewidmet.
Die Entwicklung der deutschen Malerei läßt sich nicht so praktikabel wie in Frankreich mit den politischen Epochen gleichsetzen, doch ist hierfür die gleiche zeitliche Einteilung gewählt worden. Die ersten zwei Lektionen stehen im Zeichen Goethes, der einer idealistischen Kunstauffassung zur Geltung verhalf, die auf das Allgemeine, Objektive sowie auf den Kanon der Antike festgelegt war. In Auseinandersetzung mit dieser das Subjektive hintanstellenden Anschauung beschritten die Romantiker dann neue Wege, die bis zur Jahrhundertmitte verfolgt werden. Runge und Friedrich werden monographisch behandelt. Die zweite Hälfte des Seminars ist hauptsächlich der Historienmalerei gewidmet, die eine vielfältige Entwicklung nahm und am Ende des Untersuchungszeitraums den geschaffenen Nationalstaat bildnerisch überhöhen sollte. Gegenpositionen zu dieser Entwicklung werden gleichfalls mitberücksichtigt.
Die Geschichte der Malerei beider Länder soll dabei nicht allein für sich, sondern aus vergleichender Perspektive behandelt werden.

Die Dauer des Seminars
Die Veranstaltung ist für eine Semesterlaufzeit von 14 Wochen und für 16 Teilnehmer, die im Vorfeld in vier Gruppen eingeteilt werden, konzipiert.
Am Beginn des Semesters steht eine Präsenzveranstaltung, in der die Teilnehmer sich gegenseitig kennenlernen. Neben der Beantwortung von Fragen dient der Termin dem gemeinsamen Durchgehen des Programms. Die restlichen Tage bis zum Start der ersten Aufgabe sind für die Orientierung im Netz vorgesehen.
Über zwölf Wochen hinweg bearbeiten die Teilnehmer den Inhalt des Seminars, wobei für jeden Abschnitt genau eine Woche vorgesehen ist. Nach je zwei Aufgaben folgt eine einwöchige Diskussion im Netz. So ergibt sich eine Gesamtzahl von acht Arbeitseinheiten und vier Diskussionsrunden (siehe Zeitplan). Die letzte, 14. Woche ist für eine Abschlußdiskussion vorgehen.

Die Seminarstruktur am Beispiel der ersten Lektion
Wie bereits aufgeführt, bilden die Gruppenarbeit und die Ergebnisdiskussion das Kernstück des Seminars. Vier Teilnehmer bilden eine Gruppe und lösen die Aufgaben gemeinsam.
Am Beispiel der ersten französischen Lektion, die den Zeitraum von 1780 bis 1789 behandelt, wird die Organisation einer Aufgabe im folgenden dargestellt. Der Einstieg in die Aufgabe erfolgt über die Startseite bzw. über die linke Navigationsleiste, indem man auf den Zeitraum "1780-1789" klickt. Es erscheint die Länderoption Frankreich oder Deutschland. Geht man auf Frankreich, erscheinen nun der Einführungstext und - als Unterpunkte des Menüs - die zwei Arbeitsgruppen, die mit der französischen Seite des Zeitraums 1780-1789 befaßt sind. Der Einführungstext enthält eine Skizze der politischen Ereignisse und umreißt die Phänomene und Probleme der Kunst in allgemeiner Form. Dieser Text stellt nur einen Horizont dar, in dem die Gegenstände der Aufgaben eingeordnet werden können.
Nach dem Lesen des Textes, den man sich wie alle übrigen Seiten des Seminars auch ausdrucken kann, geht man in die Gruppe, der man zugeteilt ist. Pro Epoche werden zwei verschiedene Aufgaben gestellt, in diesem Fall die Aufgabe 1a zu Davids "Schwur der Horatier" und die Aufgabe 1b zur Behandlung nationalgeschichtlicher Themen in der Malerei des späten Ancien régime.
Wenn man auf die Gruppe 1 klickt, geschieht wiederum zweierlei: es werden weitere Unterpunkte des Menüs geöffnet - Einleitung, Aufgaben, Bildauswahl, Quellen -, und auf der Seite steht der Text zum Unterpunkt "Einführung". Dieser Text gibt spezielle Hinweise, die für die Bearbeitung des Materials zum Horatierschwur nützlich sind. Wie der große Einführungstext, der ja für beide Gruppen gleich ist, gibt auch dieser nur einen Horizont an.
Das Material einer Aufgabe setzt sich aus einer Bildauswahl und zeitgenössischen Textquellen zusammen. In einem ersten Arbeitsschritt soll eine Auswahl von Bildern eingehend betrachtet und analysiert werden. Es geht hierbei weniger um das Anwenden erworbenen Wissens als vielmehr um die unverstellte eigene Beobachtung. Der Fragenkatalog, der den Bildern beigegeben ist, soll keinesfalls abgearbeitet werden, sondern das Sehen anregen. Die Bearbeitung der Bilder nimmt jeder Teilnehmer für sich vor.
So wenig wie der Fragenkatalog einengen will, möchte es auch nicht die Bildauswahl. Über den in der horizontalen Navigationsleiste befindlichen Button "Abbildungen" gelangen die Studierenden zur institutseigenen Bilddatenbank, die die Münchner Beiträge zum Kölner Prometheus-Projekt enthält. Unter dem Kontext "SDS Malerei" befinden sich über 3500 Bilder französischer und deutscher Maler, die nach Künstlernamen und Bildgattung recherchiert werden können. Es ist ausdrücklich erwünscht, dieses Angebot zu nutzen. Für die Bearbeitung der Aufgaben können so auch Bilder herangezogen werden, die das Programm nicht im engeren Sinne bereitstellt.
Im zweiten Schritt werden Quellentexte bearbeitet. Nach Möglichkeit sind sie in der Originalsprache wiedergegeben, so daß Französischkenntnisse zu den Voraussetzungen des Seminars gehören. Waren deutsche oder englische Übersetzungen erreichbar, wurden sie ebenfalls aufgenommen. Die Texte schwanken in ihrer Länge und Anzahl. Da der Arbeitsaufwand für den einzelnen zu hoch wäre, alle Texte zu analysieren, müssen sich die Mitglieder die Arbeit aufteilen. Die Studenten übernehmen also innerhalb der Gruppe gesonderte Aufgaben und sollen sich ihre Erkenntnisse gegenseitig zur Verfügung stellen.
Die Aufteilung der Arbeit ist der Gruppe selbst überlassen und wird von einem Teilnehmer geleitet, der die Rolle eines Gruppenmoderators übernimmt. Der Moderator ist das zentrale Organ der Arbeitsorganisation. Er sorgt für den Gruppenzusammenhalt und kümmert sich um die Terminierung der Arbeitsschritte. Die Funktion wird nach dem rotierenden Prinzip besetzt, d. h. jeder der vier Gruppenmitglieder ist einmal für zwei Wochen in dieser Position und leitet zwei aufeinanderfolgende Aufgaben, die dann mit einer einwöchigen Diskussionsrunde abgeschlossen werden (siehe Zeitplan). Auch hier wird sich der Moderator bewähren können, indem er neben dem Dozenten die Diskussion leitet.
Den wichtigsten Part übernimmt der Moderator bei der Bewältigung des dritten Aufgabenschritts. Hier werden die Ideen und Ergebnisse aus den ersten beiden Schritten zusammengetragen und unter einer sehr allgemein gehaltenen Fragestellung, die im Falle der Aufgabe 1a "Charakterisieren Sie den Stellenwert, den der Horatierschwur in der neoklassizistischen Malerei einnimmt" lautet, zusammengefaßt. Der dritte Aufgabenschritt ist der wichtigste im Seminar. Schritt 1 und 2 sind also nur Vorarbeiten zum dritten und brauchen aus arbeitsökonomischen Gründen nicht allzu sauber ausformuliert werden. Im dritten Schritt wird ein gemeinsamer Text verfaßt, der aus einer Diskussion hervorgeht und einen Gruppenkonsens vertritt. Es ist die Beantwortung dieser Frage, die den Beitrag der Gruppe zum Seminar darstellt! Der Moderator sorgt maßgeblich für die Erstellung der Gruppenlösung und vertritt seine Gruppe auf diese Weise gegenüber dem Seminarleiter.

Das Diskussionsforum
Alle Absprachen zu Fragen, wer welche Aufgaben bis wann übernimmt und alle Diskussionen finden im "Forum" genannten Bereich statt, der vom Aufgabenmaterial abgekoppelt ist, wobei auch dort z. B. Bilder aus den Aufgaben eingefügt werden können. Zum paßwortgeschützten Forum gelangt man über die horizontale Navigation.
Im Forum finden auch die vier übergreifenden Diskussionsrunden statt, zu denen jeweils die Gruppen zusammengelegt werden, die unterschiedliche Aufgaben zu bewältigen hatten, also 1 und 3 sowie 2 und 4. Zur Vorbereitung auf die Diskussion sollten die Teilnehmer den Einführungstext und die Bildauswahl der anderen Aufgabe kennen sowie die Gruppenlösung der komplementären Gruppe.
Die Gruppen werden alternierend Aufgaben aus dem deutschen und französischen Bereich bearbeiten, und in den Diskussionsrunden werden deutsche und französische "Experten" miteinander diskutieren.
Der Vergleich bereichert die Perspektiven auf die Malerei beider Länder. Gemeinsamkeiten und Unterschiede können gedeutet und Phasenverschiebungen sowie beiderseitige Beeinflussungen aufgezeigt werden. Die Thematisierung des wechselseitigen Verhältnisses der Malerei der benachbarten Nationen in einem Semester zu leisten, ist die hauptsächliche Stärke des Seminars.