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Panthéon, Außenansicht


Die Wandbilder des Pariser Panthéons

Die konservative und die republikanische Einschätzung des Salons traf sich in dem Punkt, daß der Salon nur Mittelmäßiges anziehe. Waren die Konservativen der Ansicht, daß die akademische, Ehrerbietung fordernde Malerei von kommerzieller Kunst zurückgedrängt werde, so sahen die Republikaner kaum Chancen für eine Malerei im Salon, die sich als Werkzeug der Erziehung gebrauchen ließ. Die Verantwortlichen versuchten den Widerspruch damit zu lösen, daß für öffentliche Gebäude große Dekorationen in Auftrag gegeben wurden. Die Wandmalerei sollte der Historienmalerei nun einen traditionellen Bestimmungsort zurückgeben und zur Wiederbelebung der Gattung beitragen, die während des Zweiten Kaiserreichs so vernachlässigt worden war. Die unter der Herrschaft Napoleons III. dominierende Genremalerei schien den Konservativen alles Oberflächliche und Frivole der letzten zwanzig Jahre zu bestätigen. Eine Rückkehr zur Ordnung im Sinne des "moral-order" umfaßte für die Kunst eine Wiedereinsetzung akademischer Normen. Die wieder in ihre alten

Rechte eingesetzte Historienmalerei war synonym mit der école française, mit der grande tradition und damit mit der nationalen Identität. Zwischen Konservativen und überzeugten Republikanern war nur strittig, welche Gebäude Wanddekorationen erhalten sollten. Während die einen Kirchen, Museen und Institutionen von nationaler Bedeutung ausstatten wollten, votierten die anderen für kommunale Bürgerbauten, wie die Mairies in den einzelnen Pariser Arrondissements. Die Republikaner wollten die Kunst dorthin tragen, wo der Bürger alltäglichen Kontakt mit dem Staat hatte.

Die Administration des Beaux-Arts lag bis 1878 in konservativen Händen. MacMahon ernannte 1873 Philippe de Chennevières zum Directeur des Beaux-Arts. Motiviert von seiner legitimistischen und katholischen Einstellung, trat Chennevières 1878 von seinem Amt zurück, weil er den seit 1875 manifesten Vormarsch der Republikaner im Staat nicht mittragen konnte. In der Dritten Republik erhielten viele Gebäude Wanddekorationen, so z. B. das nach dem Brand zur

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