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3. Bramantes St. Peter - Vierung und
Kreuzarme der Basilika
Die tragenden Bauteile der Vierung präsentieren
sich nicht als gerade Wände oder einfache Stützen, sondern
als eine architektonisch modellierte Masse von riesigem Volumen.
Aus dieser kompakten und massiven Form können tiefe Nischen
heraus gehöhlt werden. Architekturgeschichtlich gesehen ist
das eine direkte Anknüpfung an den Massenbau der römischen
Antike, wie er sich in den großen Wölbungsbauten der
Kaiserzeit (Thermensäle, Tempel etc.) erhalten hat. Mit der
plastisch modellierten Mauersubstanz von St. Peter schuf Bramante
ein Paradigma für die Baukunst der frühen Neuzeit.
Die komplizierte Pfeilerform nimmt auf die verschiedenen Komponenten
der Raumkonfiguration Rücksicht. Diese ist an einem der Vierungspfeiler
gleichsam 'in nuce' ablesbar:
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Mit
seinen beiden breiten Flanken,
die exakt am orthogonalen Achsenkreuz der Kirche ausgerichtet
sind, markiert der Pfeiler den Verlauf der Kreuzarme. |
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Die
Abschrägung
ist dagegen der Vierung und dem oktogonalen Zentralraum zuzurechnen.
Die Schräge sorgt dafür, daß die Vierung nicht
einfach nur eine Kreuzung bleibt, sondern eine besondere Raumqualität
gewinnt: sie bewirkt den im Vergleich zu den Kreuzarmen größeren
Durchmesser des Kuppelraums, und sie läßt ihn zu
einer eigenständigen räumlichen Größe werden,
zum dominierenden Zentrum der großen Kirche. |
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