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1.
Zur Einführung: Bauaufgabe und Entstehungsgeschichte
Der Neubau von St. Peter in Rom war eine der
ranghöchsten und aufwendigsten Bauaufgaben, die in Renaissance
und Barock je zu vergeben waren. Als Grabeskirche des hl. Petrus
war und ist die Peterskirche einer der wichtigsten Memorialbauten
und Wallfahrtsziele der Christenheit. Als Kirche des Vatikan ist
St. Peter untrennbar mit der Residenz des Papstes verbunden, des
geistlichen Oberhaupts der katholischen Kirche, der den Primat über
eine der größten Weltreligionen für sich in Anspruch
nimmt. Zugleich dokumentierte sich in dem Bauwerk aber auch Anspruch
und Selbstverständnis der Renaissance-Päpste, die als
weltliches Staatsoberhaupt des 'Patrimonium Petri' in die größten
Affären der europäischen Politik verwickelt waren.
In dieser Lektion kann es aber nicht
um die programmatischen Intentionen und den kirchenpolitischen Kontext
gehen, Thema sind vielmehr die wichtigsten architektonischen Qualitäten,
die Bauformen von St. Peter, die zum kollektiven Bild der 'Roma
aeterna' und zu bildhaften Vorstellungen darüber, was den katholischen
Kirchenbau der frühen Neuzeit ausmacht, nicht wenig beigetragen
haben: "Wie dann baldt kein Landt aufs wenigst in der Christenheit
sein wierdt, so von St. Peters Kirchen zu Rohm nichts wissen solte"
(Karl Eusebius von Liechtenstein, Werk von der Architektur, ca.
1685).
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