3.
Das Palladiomotiv und seine architekturgeschichtliche Herkunft
Das Palladiomotiv ist in der Architekturgeschichte
immer wieder aufgegriffen worden, und das auch von Architekten,
die man nicht eigentlich zu den überzeugten Anhängern
und Nachfolgern Palladios, zum Palladianismus also, rechnen kann.
Eines von vielen Beispielen dafür sind
Entwürfe des Fischer von Erlach für große Lustgartengebäude
des Hochbarock. Sie sehen, daß dort am konvex gerundeten Mittelteil
verschiedenste Motive der Gliederungen miteinander kombiniert werden:
die kolossale Pilasterordnung über drei Geschosse hinweg, die
eingestellte Säulenkolonnade im unteren Stockwerk und schließlich
auch das Palladiomotiv
im 'piano nobile' des Gartenpalastes.
Dabei fällt auf, daß der Bogen
in anderer Form auf die horizontalen Gesimse gesetzt wurde als bei
Palladio: die Bogenstirn führt nämlich das oberste horizontale
Profil kontinuierlich fort - ein gradueller Unterschied zu der Lösung
bei Palladio, die wie diese selbst ihre Vorläufer hat. Herkunft
und Anwendungsmöglichkeiten der beiden Varianten sollen in
diesem Kapitel skizziert werden.
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