Vielansichtigkeit - De Jode

 

Pieter de Jode d. J. nach Peter Paul Rubens,
Die drei Grazien, Kupferstich, 45,3 x 34,1 cm, um 1639



Dieser Stich nach Peter Paul Rubens folgt dem Kanon der antiken Graziendarstellungen. Die nackten Frauen halten sich in den Armen und sind fast wie im Reigen verbunden. Dem Schönheitsideal der Rubenszeit entsprechend zeigen sie üppige weibliche Formen und wallendes Haar. Ihre unterschiedlichen Gesichtsausdrücke und Körperhaltungen, die Vielfalt der Bewegungs- und Umarmungsmotive führen dem Betrachter vor Augen, welche Möglichkeiten die zweidimensionale Darstellung im Hinblick auf die Vielansichtigkeit bietet. Gleichzeitig lässt die rhythmische Vielfalt der Frauengruppe zahlreiche inhaltliche Deutungen zu. So wurde das originale Ölgemälde (Madrid, Prado), das den Eindruck der Vielfalt durch die farbliche Differenzierung der Grazien noch verstärkt, u. a. als Allegorie der Jahreszeiten oder Lebensalter interpretiert. De Jode legt in seinem Stich den Akzent auf die Deutung als Jahreszeitenallegorie. Er ergänzt ihn um ein Horaz-Zitat, das aus einer Ode an den Frühling stammt. [SG]


 

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