Minerva - Egidius Sadeler

Egidius Sadeler (um 1570-1629) nach Hans von Aachen
Minerva führt die Malerei den sieben freien Künsten zu, vor 1597,
Kupferstich, 49,2 x 38,4 cm
Köln, Wallraf-Richartz-Museum/
Fondation Corboud, Graphische Sammlung


In antikem Ambiente schreiten Minerva (mit Helm und Brustpanzer) und die Personifikation der Malerei (mit Pinsel und Palette) Hand in Hand auf die sieben freien Künste zu. Auf ihrem Weg kommen sie an der knienden, durch Hammer und Meissel erkennbaren Bildhauerei sowie einerStatue des Herkules vorbei.
Sadeler illustriert damit die die Vorstellung, dass die Weisheit der Minerva und der durch Herkules verkörperte tugendhafte Lebensweg entscheidend sind, um die bildenden Künste in den Kreis der sieben artes liberales zu bringen. Hans von Aachen war seit 1592 Kammermaler am Prager Hof. Dorthin berief damals Kaiser Rudolf II. Künstler aus ganz Europa und stärkte durch engagiertes Mäzenatentum deren soziales Ansehen. Der Habsburger Kaiser nahm sogar einige seiner Hofkünstler, darunter auch Hans von Aachen (1594), in den Adelstand auf. 1595 erklärte er in einen Majestätsbrief, dass die Malerei "von keinem mehr für ein Handwerk gehalten noch so genannt werden soll, sondern als freie Malkunst anzusehen sei." Hans von Aachen und Egidius Sadeler
(1570-1629) mögen mit diesem Maximilan v. Bayern gewidmeten Stich also bezwecken, die Kunstpolitik des Prager Kaisers auch am Münchener Hof bekannt zu machen, zu dem sie ebenfalls gute Kontakte pflegten.
Weniger gut kommt auf diesem Stich die Bildhauerei weg. Als fragmentarische Statue kniet sie am linken Bildrand, während Minerva und die Malerei stolz über Hammer und Meissel
hinwegschreiten. [VK]

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