Interaktiver Stadtführer, Spiel, Enzyklopädie, Film, Entdeckungsreise?


....eine Überraschung wird es allemal sein, sich auf den "cultural walk" zu begeben oder sich auf den Fersen eines virtuellen Skaters durch Wiens Gassen zu schlängeln.

 

rezensiert von Friederike Schuler



     
  Beschreibung  
 

Per CD in Wien angelangt bieten sich dem „Besucher“ drei verschiedene Spaziergänge. Auf einem cultural oder luxury walk oder aber auf der Suche nach energetisch bedeutsamen Zentren, werden wir eingeladen, die Stadt zu entdecken. Pauline erkundet per Taxi die kulturellen Stätten entlang des Rings. Wähle ich ihren „Spaziergang“, kann ich die Fahrt in einem Videofenster verfolgen und komme an der Oper, der Hofburg u.ä. Plätzen vorbei. Unterhalb des Videofensters erscheinen die aktuellen Internetadressen und bei einer funktionierenden Verlinkung ins Internet sollte es möglich sein, per Mausklick auf die jeweilige Seite zu gelangen, um dort weiterführende Informationen zu erhalten.
Ich kann direkt in die laufenden Filme hineinklicken und so zu weiterführenden Filmausschnitten gelangen, wie z.B. in den Innenhof der Hofburg oder in eine Parlamentssitzung. Auf dem luxury walk mit Tatjana obliegt die Gestaltung der Handlung allein dem Betrachter der CD: ruft Tatjana den Butler oder nimmt sie den Telephonhörer erst gar nicht in die Hand? Lust auf etwas Süßes, weitere Informationen oder shopping? Je nach Klick entwickelt sich die Handlung wie in einer Art Spiel auf ganz unterschiedlichen Pfaden weiter.

 
  Die Funktion MAP ermöglicht die Querverbindung zwischen den einzelnen Personen, wobei ich mein jeweiliges Ziel über Klicks auf den Stadtplan erreiche. Zudem kann man über diese Funktion auch den SKATER run starten. Ein virtueller Skater schlängelt sich auf einem von mir bestimmbaren Weg durch die engen Gassen der Innenstadt. Es erscheinen immer wieder Menschen, die durch direkten Klick ins gefilmte Bild anfangen, ihre persönlichen Wienerfahrungen und -eindrücke zu schildern. Über die eingeblendete Email-Adresse sollte es möglich sein, tatsächlich Kontakt mit den betreffenden Personen aufzunehmen.
Die bisher nur als Demo-Version vorliegende CD vermischt filmische Sequenzen mit der Aktualität der Internetseiten und der Besucher gleitet von einer „Welt“ in die andere.
 
  Layout  
 

Das Bildschirmlayout ist klar und übersichtlich, wenn auch etwas zu dunkel geraten; die weiße Schrift läßt sich auf dem dunklen Hintergrund gut lesen, das Videofenster erscheint leicht nach links versetzt, die Navigationsleiste ist am rechten Bildrand plaziert. Leider erscheinen die Funktionen der Navigationsinstrumente zwar einfach, agieren jedoch oft fehlerhaft. Es kann durchaus vorkommen, daß man unabsichtlich von einem in den nächsten Spaziergang katapultiert wird.
Ein etwas größeres Bildschirmfenster würde ein entspannteres Betrachten der CD ermöglichen.

  Benutzerführung  
 

Das Hinübergleiten von der einen in die andere Realitätsebene setzt sich auf der ganzen CD fort und intensiviert einerseits den spielerischen, zufälligen Eindruck, andererseits fällt es schwer, den Überblick zu behalten, wo man schon war, wo man sich befindet und welche Ebenen noch im Verborgenen liegen. Es handelt sich bei ViennaWalk also keineswegs um eine CD die man „abhaken“ kann, sondern vielmehr um eine, die immer neue Möglichkeiten bereit hält und immer wieder aufs neue nach Wien einlädt.

  Intermedialität / Interaktivität  
 

"ViennaWalk" vereint Film, Ton und geschriebenen Text, wobei dem geschriebenen und gesprochenen Text relativ wenig Bedeutung zukommt. Die geschriebenen Informationen sollten schließlich auch per Internet abrufbar sein.
Ein Schwerpunkt der CD liegt auf der Interaktivität sowohl zwischen Mensch und Software, die das Werk erst konstruiert (vgl. Simanowski), indem der Benutzer durch Klick den weiteren Verlauf der CD bestimmen kann, als auch auf der Interaktivität zwischen Benutzer und den Akteuren der CD, mit denen man per E-mail direkt in Kontakt treten könnte.
Die Direktverlinkung ins Internet soll die Aktualität der Informationen gewährleisten
.

 
  Wertung  
 

Die CD beruht auf einer durchaus guten und innovativen Idee, setzt diese jedoch meiner Meinung nach lange nicht so effektiv um, wie es vielleicht gedacht war oder möglich wäre.
Schon ganz am Anfang wird kaum klar, wer die drei Hauptpersonen sind, was sie wollen, oder warum es sich um sog. „Agenten“ handelt. Es mangelt an einer sinnvollen Einführung genauso wie an einem Index, anhand dessen Personen, Plätze oder Hintergrundinformationen gezielter als über die MAP zu finden sind.
Außerdem fehlt eine Suchfunktion, über die Informationen schneller und direkter aufrufbar sind, ohne zuerst herumzufahren, oder dem Butler Morgan im Hotel Imperial diverse Fragen zu beantworten.
In welche Katergorie läßt sich die CD einordnen? Wohl kaum in die der kunstgeschichtlichen CDs. Bei Vienna Walk handelt es sich um eine sehr experimentelle CD, deren Anliegen v.a. die Interaktivität ist. Sie ist nicht historisch oder gar wissenschaftlich aufgebaut, sondern fungiert eher als Werbe-CD, die die einzelnen Homepages im Internet heranzieht. Der Standart vom 21.01.1999 beschreibt sie als eine CD zum „Touristeninfotainment“, was die Sache wohl recht gut trifft. Sie ist für Touristen gemacht, unterhaltsam und kurzweilig und gibt zusätzlich in spielerischer Form konkrete Informationen zu Hotelpreisen, Öffnungszeiten etc.
Die Filme bestechen durch ihre jeweils spezielle Ästhetik und Kameraführung und v.a. durch die Neuigkeit, direkt in Filme hineinklicken zu können.
Den Produzenten der Vienna Walk Demo - CD ging es darum, „ein Gesamtkunstwerk zu schaffen“. Es sollte eine Mischung aus Enzyklopädie, Spiel und Film entstehen und diesen Anspruch sehe ich trotz einiger Unstimmigkeiten durchaus verwirklicht.

  Technische Daten  
 
Produzent/Herausgeber: Science Wonder Productions, Wien, Michael Perin-Wogenburg in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Oliver Kartak und dem Wiener Flimstudio „fishfilm“
Erscheinungsjahr: 1998
Preis: x
Erhältlich bei: zu beziehen unter www.swp.org
xx
Systemvorraussetzungen (Mindestanforderungen):x
Arbeitsspeicher 16 MB
x
PC
Mac
Prozessor
Pentium 200 MMX
x
Graphik
65536 Farben, 800 x 600 pixel
x
Betriebssystem
Windows NT 4.0 / Windows 95/98
x

www.viennawalk.at

  © Institut für Kunstgeschichte der LMU München, 9/2001